Achtsamkeit als Führungsqualität

Als Führungsperson sind drei Qualitäten gefragt:

  1. Achtsamkeit als die Fähigkeit (unabgelenkt) ganz im Hier und jetzt und in Kontakt mit den Menschen zu sein. (Polaritäten: fokussiert vs. abgelenkt; gewahr vs. Autopilot)
  2. “Selbstlosigkeit” (selflessness) in dem Sinne, dass einem die eigenen egoistischen Tendenzen nicht im Weg stehen. (Polaritäten: selbstlos vs. ego-zentriert; souverän vs. zögernd (confident vs. diffident)
  3. Mitgefühl (compassion) im Sinne eines guten aufeinander Schauens. (Polaritäten: wohlwollend vs. gleichgültig; weise vs. ignorant)

Leadership today is about unlearning management and relearning being human.

Zitat aus einem Interview von Javier Pladevall, CEO von Audi Volkswagen Spanien

Quelle: Hougaard R, Carter J (2018) The Mind of the Leader: How to Lead Yourself, Your People, and Your Organization for Extraordinary Results. Interview by Garrison Institute


Wie könnte ihrer Erfahrung nach ein Durchbruch im Bereich Leadership aussehen?

Aus buddhistischer Perspektive sind Durchbrüche tiefe Einsichten in die Natur der Dinge und des Lebens, die unsere Sicht auf uns selbst und die Welt umfassend verändern. Manchmal sind es existenzielle Krisensituationen, Zusammenbrüche oder Verluste, die uns diese Einsichten schenken. Selten werden sie durch rationale Reflexion oder durch den Besuch eines „Leadership“-Seminars erzielt. Den Königsweg zu Einsicht und positivem Durchbruch stellt für mich die Meditation dar. Hier verändert besonders die kontinuierliche Achtsamkeitspraxis unser Führungsverhalten umfassend.

Hier einige Veränderungen von Führungskräften, die im „Netzwerk achtsame Wirtschaft“ Meditation üben:

  1. Der persönliche Erfolgsbegriff wird geklärt, externe Erfolgsmaßstäbe wie Geld, Status oder Einfluss werden weniger wichtig oder ganz abgelegt.
  2. Selbstreflexion, Selbst(er)kenntnis und Geistestraining werden wichtig und regelmäßig geübt. Ohne klare Selbstführung ist die Führung Dritter nur schwer möglich.
  3. Persönliche Wertentscheidungen werden getroffen und bilden die Grundlage der eigenen Führungsaktivität. Führungskräfte verlassen Systeme, die sie negativ prägen oder ausrichten.
  4. Verantwortung für den eigenen Geisteszustand wie Gereiztheit oder Ungeduld wird übernommen. Es wird erkannt, wie der Geisteszustand des Führenden sein Umfeld prägt.
  5. Das Kommunikationsverhalten ändert sich. Zuhören ohne zu bewerten, zu urteilen und zu analysieren, wird ein Entwicklungsziel.
  6. Der Zweck heiligt nicht (mehr) die Mittel. Menschen (oder Geführte) sind kein Mittel zum Zweck.
  7. Es wird erkannt, dass es ein großes Glück ist, Menschen in ihrer Entwicklung zu unterstützen und zu sinnvollen Zielen zu führen.

Quelle: Dr. Kai Romhardt, Dharma-Lehrer in der Tradition von Thich Nhat Hanh, Koordinator Netzwerk achtsame Wirtschaft. evolve 04/2014, S. 61.

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