Messung von Achtsamkeit und Selbstmitgefühl

Es gibt eine Vielzahl von Messinstrumenten zur Selbsteinschätzung von Achtsamkeit – was den Facettenreichtum des Konstrukts “Achtsamkeit” bzw. die Vielfalt der Konstrukte verdeutlicht. Zur Messung von Selbstmitgefühl wurde die Self-Compassion Scale entwickelt.

CHIME – Comprehensive Inventory of Mindfulness Experiences

Deutschsprachiger Selbsteinschätzungs-Fragebogen mit 37 Fragen zu folgenden Unterskalen:

  1.  Gewahrsein gegenüber inneren Erfahrungen
  2. Gewahrsein gegenüber äusseren Erfahrungen
  3. bewusstes Handeln, Gegenwärtigkeit
  4. annehmende, nicht-urteilende, mitfühlende Haltung
  5. nicht-reaktive, dezentrierte Orientierung
  6. offene, nichtvermeidende Haltung
  7. Relativierung
  8. einsichtsvolles Verstehen

FFA – Freiburger Fragebogen zur Achtsamkeit

  • 20 Fragen, bezieht sich auf ein Achtsamkeitskonstrukt der Vipassana-Meditation mit folgenden Charakteristika: Aufmerksamkeit, Urteilslosigkeit, Gegenwärtigkeit, Nicht-Identifikation, Prozesshaftigkeit, Neutralität, Akzeptanz, Ganzheitlichkeit, Nicht-Oberflächlichkeit, Absichtslosigkeit, einsichtsvolles Verstehen, Anfängergeist und abnehmende Reaktivität (Walach et al 2004) [onlineversion], (Heidenreich et al 2006) [CrossRef]
  • Weiterentwicklung: Online-Studie mit dem FMI-14 an 150 Frauen mit und 169 Frauen ohne Meditationserfahrung (Kohls, Sauer & Walach 2009) führte zu zwei Faktoren: Präsenz und Akzeptanz [CrossRef]

MAAS – Mindfulness Attention Awareness Scale

  • Selbsteinschätzung der Tendenz, im Alltag aufmerksam, und sich der gegenwärtigen Erfahrung gewahr zu sein. Die 15 Fragen beziehen sich auf ein Ein-Faktoren-Konstrukt von Achtsamkeit. Die MAAS beschränkt sich auf negativ gepolte Items. Sie erfasst damit letztlich Unaufmerksamkeit bzw. Unachtsamkeit; deren Gegenpol wird dann mit Achtsamkeit gleichgesetzt (Brown & Ryan 2003) [CrossRef]
  • Deutsche Adaptation (Kobarg 2007) [pdf-download]
  • Kommentar von P.Grossman (2011) [CrossRef]

KIMS – Kentucky Inventory of Mindfulness Skills

39 Fragen zur Selbsteinschätzung von vier Elementen: Beobachten, Beschreiben, bewusstes Handeln, Akzeptieren ohne zu beurteilen. Basiert im Wesentlichen auf dem Achtsamkeits-Konzept der DBT und bezieht sich auf Achtsamkeit im Alltag und auf Menschen ohne Meditationserfahrung (Baer et al 2004) [CrossRef]

TMS – Toronto Mindfulness Scale

Endimensionales Konstrukt, erfasst Achtsamkeit als Zustand (Bishop et al 2002, Lau et al 2006) [pdf-download] (Davis, Lau & Cairns 2009) [CrossRef]

CAMS-R – Cognitive and Affective Mindfulness Scale-Revisted

Die ursprüngliche Form (CAMS) bezieht sich auf ein eindimensionales Konstrukt von Achtsamkeit und erhebt in 12 Fragen Aufmerksamkeit, Gewahrsein, Fokus auf die Gegenwart, Akzeptanz/Nicht-Bewerten (Feldman et al 2007) [CrossRef]

FFMQ – Five Facet Mindfulness Questionnaire

Aus fünf anderen Fragebögen (MAAS, FMI, KIMS, CAMS, MQ) wurden fünf Facetten von Achtsamkeit konstruiert: (1) Nicht-Reagieren auf innere Erfahrung, (2) Beobachten, Bemerken, Aufmerksamkeit gegenüber Empfindungen, Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühlen, (3) automatisches Handeln vs. bewusstes Handeln, Konzentration, Nicht-Ablenkbarkeit, (4) Benennen, Beschreiben, Etikettieren mit Worten, (5) Nicht-Bewerten von Erfahrungen (Baer et al 2006) [CrossRef] (Baer et al 2008) [CrossRef] (Van Dam, Earleywine & Danoff-Burg 2009) [CrossRef]

AMPS – Applied Mindfulness Process Scale

Selbsteinschätzungsfragebogen mit 15 items zu drei Bereichen der Anwendung von Achtsamkeit: Decentering, Regulation positiver Emotionen und Regulation negativer Emotionen. Entwickelt von E. Garland und D. S. Black (2016). [download]

Er ist konstruiert für Teilnehmer von achtsamkeitsbasierten Interventionen. Die Instruktion lautet: “Everyone gets confronted with negative or stressful events in daily life, and people who practice mindfulness experience these events in different ways. Please indicate how often you have used mindfulness in each of the following ways for the period of the last week (past 7 days).”

AAQ – Acceptance and Action Questionnaire

EQ – Experiences Questionnaire misst “Decentering”

PHLMS – Philadelphia Mindfulness Scale

20 Items, zweidimensionale Skala : “Present moment awareness” und “acceptance” (Cardaciotto et al 2008) [CrossRef]

SMQ – Southampton Mindfulness Questionnaire

16-items, Selbsteinschätzung des achtsamen Umgangs mit belastenden Gedanken und Bildern (Chadwick et al 2008) [PubMed] (Weiterentwicklung des MQ – Mindfulness Questionnaire von Chadwick et al 2005)

MEQ – Mindful Eating Questionnaire

(Framson et al 2009) [PubMed][Framson et al 2009 download]

LMS – Langer Mindfulness Scale

21-item Fragebogen als Training, zur Selbst-Erforschung und als Forschungsinstrument. Vier Dimensionen: novelty-seeking, engagement, novelty producing, and flexibility (Pirson, Langer et al)

MBRP-AC – Mindfulness-Based Relapse Prevention – Adherence and Competence Scale

Messung der Adhärenz und Kompetenz der Gruppenleiter, die das MBRP-Programm durchführten (Chawla, Collins, Bowen et al 2010) [PubMed]

MPQ – Mindfulness Process Questionnaire

Achtsamkeit als Prozess, im Gegenatz zum Ergebnis, das in anderen Fragebögen erfragt wird (Erisman & Roemer 2011) [CrossRef]

CEDMI – Carolina Empirically Derived Mindfulness Inventory

Kombination ausgewählter Items aus dem FFMQ und der DERS ( Difficulties in Emotion Regulation Scale), die auf die Messung der Komponenten der Aufmerksamkeit und der Akzeptanz abzielt und von Auswirkungen der Achtsamkeit abgrenzt und somit einer engeren, “sparsameren” Definition der Achtsamkeit folgt (Coffey et al. 2010) [CrossRef]

SOFI – Self-Other Four Immeasurables

Messung von Liebender Güte, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut (Metta, Karuna, Mudita, Upekkha) auf dem Hintergund des Buddhistischen Konzepts (Kraus & Sears 2009) [CrossRef]

Die Skala nennt unterschiedliche Begriffe, deren Vorhandensein als Gedanken, Gefühl oder Handlung gegenüber sich selbst bzw. anderen in der letzten Woche auf einer fünfteiligen Skala eingeschätzt wird (very slightly or no at all – a little – moderately – quite a bit – extremely). Diese Begriffe beziehen sich auf die “vier unermesslichen” Zustände (loving kindness, compassion, joy, equanimity) und deren nahen und fernen “Feinde”: friendly – hateful – angry; joyful; accepting; cruel – compassionate; mean.

AJS – Appreciative Joy Scale

14 Fragen zur Erhebung von “Mitfreude” (appreciative bzw. sympathetic joy). In der Publikation von Zeng et al (2017) sind die Fragen für Freunde formuliert (AJS-F), im Sinne der Stufen der Metta-Meditation, mit sich selbst bzw. Personen einzusteigen, denen man wohlwollend begegnet:

Beispiele für Fragen (Übersetzung MEH):

  • Ich kann mich über die Erfolge meiner Freunde aufrichtig freuen.
  • Wenn ich an einen Freund oder eine Freundin denke, kommen mir als erstes ihre positiven Eigenschaften in den Sinn.
  • Wenn ich sehe, dass der Wunsch eines Freundes oder einer Freundin endlich in Erfüllung geht, habe ich oft das Gefühl: “Wie schön ist das”.
  • Mir fallen immer die vielen kleinen Aufmerksamkeiten meiner Freunde auf.
  • Ich kann am Glück meiner Freunde teilhaben, auch wenn ich schlechte Zeiten durchmache.

Übersicht und Kritik zur Messung von Achtsamkeit

Freiburger Fragebogen zur Achtsamkeit (FFA)

nach N. Buchheld (2000)

Selbstbeurteilungsfragebogen mit 30 Items wobei die Vipassana Meditation zur Analyse und Operationalisierung des Konstrukts “Achtsamkeit” diente.

Beispielhafte Fragen

  • Achtsame Gegenwärtigkeit (Aufmerksamkeits-Komponente)
    • Ich bin im Kontakt mit meinen Erfahrungen, hier und jetzt
    • Wenn ich merke, dass ich abwesend war, kehre ich sanft zur Erfahrung des Augenblicks zurück
  • Nicht-wertende Akzeptanz (Haltungs-Komponente)
    • Ich akzeptiere mich so wie ich bin
    • Ich kann mich selbst wertschätzen
  • Annehmen von Empfindungen (Wahrnehmungs-Komponente)
    • Ich nehme wahr, wie sich meine Gefühle im Körper ausdrücken
    • Ich spüre auch in unangenehme Empfindungen hinein
  • Prozesshaftes, einsichtsvolles Verstehen („innere Distanz“)
    • Ich betrachte Dinge aus mehreren Perspektiven
    • Ich achte auf die Motive meiner Handlungen
    • Ich kann darüber lächeln, wenn ich sehe, wie ich mir manchmal das Leben schwer mache

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